Dass kleine Dinge Ursache für große Ereignisse werden können, ist bekannt. Wie die Kuh Elsa in dem berühmten Sketch von Didi Hallervorden, die auf tragische Weise verstorben ist. Was danach folgte, kennen wir alle. Das Ergebnis war die völlige Zerstörung von Hof und Familie und der bis zu diesem Zeitpunkt funktionierenden sozialen Strukturen im Schloss.
Auch in der Praxis haben wir eine Neuigkeit zu melden. Unsere Liegen im CTG-Zimmer, in dem die Herztöne der zukünftigen Beitragszahler den Raum mit fröhlichem Pochen erfüllen, wurden neu bezogen. Aber nicht weil sie so kaputt und durchgescheuert wären. Nein – wir haben auf einer Hygienefortbildung teilgenommen. Dabei wurden unsere Liegen als völlig ungeeignet und als mögliche Brutstätte der übelsten Bakterien und Parasiten bezeichnet.
Und jetzt kommt die Kausalkette (ähnlich der Kuh Elsa) ins Spiel. Die Liegen muss man neu beziehen, damit die Hygienevorschriften erfüllt werden. Dazu gehört eine verstärkte und regelmäßige Oberflächendesinfektion. Das nicht genug: Jeder Schritt muss schriftlich dokumentiert werden mit Unterschrift und Angabe der Uhrzeit – und das in unserer Praxis, wo wir bereits vor 6 Jahren auf den ganzen Papierkram verzichtet haben! Jetzt müssen wir uns neue Ordner anschaffen und sie in einem neuen – abschließbaren – Schrank aufbewahren (5 oder 10 Jahre ? – jetzt weiß ich es nicht).
Aber es geht noch weiter: Ähnlich der Kuh Elsa breitet sich das Unglück unaufhaltsam weiter und zieht neue Kreise. Die Hygienevorschriften sind nur ein Teil vom Qualitätsmanagement. Unser Personal bekommt neue Schuhe mit Fersenriemchen, damit die Mitarbeiterinnen nicht ausrutschen. Die Temperatur im Kühlschrank wird elektronisch überwacht und – was denn sonst – in einem Buch eingetragen, das abgeschlossen wird. Alle Fehlleistungen werden besprochen, dokumentiert und – Sie ahnen es schon – abgesperrt.
Die Pointe der Geschichte: Die alten Sozial- und Arbeitstrukturen werden aufgebrochen und neu sortiert. Jetzt bin ich mir nicht sicher, ob unsere Geschichte mehr mit der Kuh Elsa und der völligen Zerstörung zu tun hat oder mit dem Vogel Phoenix, der aus der Asche neu erstanden ist.
Aber eins ist sicher – es gibt viele Firmen, die am Qualitätsmanagement gut verdienen und wir müssen das ganze bezahlen!
Text: Paul Dostal
Kuh Elsa mit Didi Hallervorden