Man muss schon einen guten Grund haben, einen kleinen Stadtspaziergang durch die Olgastraße zu machen. Es gibt schönere Ecken in Stuttgart. Ich z.B. habe eine Kollegin namens Olga und bin deswegen die Straße, die ihren Namen trägt, durchwandert.
An „Olga“ kommt in Stuttgart niemand vorbei. Die russische Zarentochter Olga Nikolajewna Romanowa und spätere Königin Olga von Württemberg hat als Namensgeberin viele Spuren hinterlassen. Es gibt das Olgaeck, das Olgahospital, das Karl-Olga-Krankenhaus und das Königin-Olga-Stift. Olga-Dies und Olga-Das. Und die Olgastraße.
Nein, schön ist die Olgastraße nicht. Doch die Mischung aus Schlecker-Markt, Rotlicht, Studentenbude, Eckkneipe und gehobener Gastronomie hat durchaus den Charme urbaner Lebendigkeit. Hier regiert die Gegenwart – dem geschichtsträchtigen Namen zum Trotz. Wer allerdings aufmerksam um die Häuser streift, findet dennoch Spuren der Vergangenheit: so einen schon verblassten Hinweis auf den nächsten Luftschutzkeller aus der Zeit des Zweiten Weltkriegs. Aber den hat Olga, die Zarentochter aus dem fernen Russland, nicht mehr erlebt.
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